Der Kick - Ein Lehrstück über Gewalt

Aus unendlich vielen Gesprächsprotokollen, aus 1500 Seiten transkribiertem Text haben der gelernte Dokumentarfilmer Andres Veiel und die Dramaturgin Gesine Schmidt einen Theaterabend montiert, der nur noch 40 Seiten umfasst. Eine immense Fleißarbeit, das Eindampfen der so genannten Realität, der immer auch verzerrten, schrägen Zeugenschaft, die sich aus Interviews, Zeitungsartikeln und Polizeiverhören zusammensetzt, zu einem lakonischen, nüchternen Bild. Veiel sagt im Programmheft, er sei zu den Eltern und Freunden der rechts-radikalen Täter von Potzlow, 60 Kilometer von Berlin entfernt in der Uckermark gelegen, zunächst einfach so hingegangen, um Kontakt zu bekommen; erst beim vierten Besuch habe er sich überhaupt getraut, ein Mikrofon mitzubringen.

 

 

Obwohl "Der Kick" von Anfang an ein Theaterprojekt war, hat es den Anschein, als hätte man die Bewohner von Potzlow, die da zum Reden gebracht werden, sowieso nie vor eine Kamera setzen können, ohne diese Menschen für ihr restliches Leben zu desavouieren. Zudem: Eine Verschlossenheit aufbrechen, das geht nicht mit Kamera, das geht nur mit Vertrauen. Welt-Vertrauen aber ist das, was all den Interviewten völlig fehlt, die den Mord an einem 17-jährigen entweder begangen oder mitangesehen oder beschwiegen haben und nun auch im Rückblick allerlei Beschwichtigungs- und Verharmlosungsformeln finden. Projektion und
Verdrängung: "Wir haben unsere Kinder gut erzogen", sagen die Eltern der Täter. Der Marinus, das Opfer, der hat ja auch geklaut. Er war schon ein bisschen seltsam, hat gestottert, sich die Haare wasserstoffblond gefärbt, statt Glatze zu tragen. Was ihn dazu prädestinierte, für die Altersgenossen zum Juden zu werden, den man aus einer Augenblickslaune heraus vernichten muss, aus Langeweile, Überdruck, aus einer hochgedrehten, alkoholisch umnebelten, sich verselbständigenden Situation heraus.

Donnerstag, 11.07.2013 19:00 Uhr
Aula des Gymnasiums zum Altenforst, Troisdorf

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