Internationale Chemie Olympiade

 

Die Internationale Chemie Olympiade, kurz IChO, ist ein Wettbewerb für chemiebegeisterte Schüler, die sich außerhalb des Unterrichts ebenfalls mit Chemie beschäftigen möchten. Jedes Jahr im April starten die Auswahlrunden für das Viererteam, welches im Folgejahr international für Deutschland antreten wird.

Ich hatte noch nie etwas von diesem Wettbewerb gehört, bis meine Chemie Lehrerin Frau Westhäuser mir eine Nachricht geschrieben hat, dass sie mich für geeignet halte, daran teilzunehmen. Ich habe mich zwar gefreut, dass sie mir das zutrauen würde, aber war mir absolut nicht sicher, ob ich meine Zeit freiwillig mit Chemie verbringen will. Daher habe ich mir erst einmal alle Informationen auf der Internetseite der Scienceolympiaden durchgelesen und ein paar alte Aufgaben angeschaut. Mein erster Gedanke war: „Wie soll ich so etwas lösen?“, doch ich habe mich trotzdem dazu entschlossen, mich anzumelden und auf die Aufgaben der IChO 2023 zu warten, einfach um mal zu schauen, ob und wie es klappt. Außerdem fand ich Chemie schon immer interessant, vor allem als der Inhalt im Unterricht dann theoretischer wurde und ich wirklich wusste, was zwischen einzelnen Teilchen passiert und wieso. Ich war der Meinung, dass mir eine Teilnahme auf keinen Fall schaden würde, sondern eigentlich nur mein Wissen erweitern würde, was ich bestimmt im nächsten Jahr im Leistungskurs brauchen würde. Ich war nämlich zu dem Zeitpunkt der Anmeldung in der Einführungsphase und hatte vor, Chemie als einen meiner Leistungskurse zu wählen, was ich nun auch getan habe.

Im April und Mai waren insgesamt drei Trainingsseminare für die erste Runde an der Universität Bonn, an denen ich ebenfalls teilgenommen habe. Ich war der Ansicht, dass wenn ich mich jetzt schon angemeldet habe, ich auch alle Trainingsmöglichkeiten mitmachen kann. Ich habe also drei Freitag Nachmittage in den Hörsälen der Chemischen Institute in Bonn mit vier Stunden Chemie verbracht. Die Inhalte waren in anorganische Chemie, organische Chemie und physikalische Chemie unterteilt. Die Treffen waren echt nett organisiert und die Professoren haben versucht, uns noch mehr für Chemie zu begeistern. Für mich waren die Inhalte echt schwer und habe so getan, als ob ich alles problemlos verstanden hätte, in der Hoffnung nicht aufzufallen und drangenommen zu werden. In Wirklichkeit habe ich nämlich nur die ganzen Fachbegriffe gehört, hatte aber keine Ahnung, was diese bedeuteten und wie sie zusammenhingen. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung wert, dass ich realisiert habe, dass Chemie doch nicht so schön logisch und einfach bleibt, wie in der Schule. Ich hatte ich das Gefühl, dass das für die anderen alles total leicht war, so als ob es nur Wiederholung der 7. Klasse gewesen wäre, wohingegen ich teilweise nicht einmal die Fragen der Professoren verstanden habe. Ich habe mich ziemlich fehl am Platz gefühlt, aber versucht, den anderen zu folgen. Trotzdem hat es Spaß gemacht, sich das einfach mal anzuhören. Als ich nach jedem der drei Seminare Frau Westhäuser davon erzählt habe, habe ich gemerkt, dass ich mir inhaltlich doch mehr gemerkt habe, als ich dachte, wovon ich echt überrascht war.

Die erste Runde ist eine Aufgabenrunde, wobei man drei Aufgaben mit jeweils zehn oder elf Teilaufgaben löst. Insgesamt ist hier wieder je circa ein Drittel zur anorganischen Chemie, zur organischen Chemie und zur physikalischen Chemie. Diese Aufgaben erscheinen eigentlich am 1. April auf der Webseite der Scienceolympiaden. Dieses Jahr gab es jedoch Probleme mit dem Layout, sodass diese erst Ende Mai veröffentlicht werden konnten. Dieses Jahr ging es um das große Thema „Scharfe Chemie…“, wobei es in den drei Aufgaben um die Klinge des Schweizer Taschenmessers, um Chili- und Paprikagewürze und um scharfe Minerale ging. Ich habe mir die Aufgaben und das Material direkt durchgelesen, aber danach gleich wieder zugeklappt, weil ich wirklich bei keiner Aufgabe auch nur die leiseste Ahnung hatte, in welche Richtung die Antwort gehen sollte. Mein Plan war, da ich ja bis zum 15. September Zeit für die Bearbeitung hatte, mir alles nach der Klausurphase noch einmal anzusehen. Am Ende habe ich dann doch erst kurz vor den Sommerferien angefangen. Ich habe die Aufgaben immer abends gemacht, denn tagsüber wollte ich meine Ferien anders verbringen. Tatsächlich (hätte ich echt nicht gedacht), hat es mir sogar Spaß gemacht, an den Aufgaben zu arbeiten und die Lösungen entsprechend zu formulieren. Klar, man kann ja „eigentlich alles einfach googeln“, aber eben auch nur die theoretischen Grundlagen. Den Bezug zum Sachverhalt musste ich immer selber ziehen, was keineswegs leicht war. Ich habe natürlich versucht, die Aufgaben bestmöglich zu bearbeiten, denn wenn ich es schon versuche, kann ich es auch ordentlich machen, dachte ich. Somit habe ich echt lange an den Aufgaben gearbeitet und meistens ein bis zwei Aufgaben am Tag gemacht, für die ich je circa zwei Stunden gebraucht habe. Manche gingen schneller, mache haben länger gedauert. Da mir das aber Spaß gemacht hat, war es nicht schlimm, dass insgesamt knapp 65 Stunden Arbeit nötig waren. Die Hälfte aller Aufgaben habe ich am Anfang der Sommerferien vor unserem Urlaub gemacht. Die andere Hälfte zum Ende der Sommerferien und in den ersten Schulwochen, in denen noch keine Klausuren anstanden. Fertig war ich dann am 4. September. Ich habe tatsächlich bei allen Aufgaben etwas hingeschrieben, selbst wenn ich mir bei manchem nicht sicher war und nur das aufgeschrieben habe, was mir logisch erschien. Am 2. September war noch ein bundesweites Online-Training, welches Professor Sebastian Schlücker der Universität Duisburg-Essen geleitet hat. Dort haben wir ein kleines Quiz mit grundsätzlichen chemischen Fragen gemacht, sind einzelne Aufgaben durchgegangen und er hat noch einmal wichtige Stichwörter genannt, die wir für unsere Recherche brauchen könnten. Da ich zu dem Zeitpunkt schon fast alles fertig hatte, habe ich geschaut, ob ich die von ihm erwähnten Punkte für die einzelnen Aufgaben ebenfalls so in meinen Lösungen hatte, was zum Glück der Fall war. Ich hatte nämlich echt keine Lust, die ganze Arbeit noch einmal zu machen.

Dann habe ich die Aufgaben am 4. September, als ich fertig war, abgegeben und musste nun bis zum 29. September warten, denn bis dahin hatte Frau Westhäuser Zeit, meine Aufgaben zu kontrollieren und meine Punkte online einzutragen. Bei der ersten Runde ist das nämlich noch so, dass die betreuende Lehrkraft die Aufgaben anhand eines Erwartungshorizonts kontrolliert. Insgesamt gibt es 99 Punkte und man braucht 50 Punkte, um in die nächste Runde zu kommen. Das schafft meistens die Hälfte aller Teilnehmer. Frau Westhäuser durfte also 19 miniklein auf dem Tablet geschriebene Seiten durchlesen (das wären ungefähr 76 handschriftliche Seiten). Sie tat mir echt leid ://. Zum Glück waren auch einige Skizzen dabei. Ich hatte 82 Punkte, womit ich niemals gerechnet habe und habe es somit in die zweite Runde geschafft. Als ich ihre Nachricht erhalten habe, habe mich extrem gefreut, weil sich meine Arbeit also wirklich gelohnt hat.

Als nächstes habe ich über Frau Westhäuser einen Link zu den Informationen der zweiten Runde von der Landesbeauftragten für NRW erhalten. Die zweite Runde ist eine Klausur zu je einem Themenbereich der anorganischen Chemie, der organischen Chemie und der physikalischen Chemie. Dem Link konnte ich entnehmen, dass es um Münzmetalle (anorganische Chemie), Zucker (organische Chemie) und Wechselwirkungen von Molekülen mit IR- und UV-Licht (physikalische Chemie) gehen wird. Die Themen hörten sich für mich echt kompliziert an, vor allem das der physikalischen Chemie. Dazu gab es ein über 90-seitiges PDF-Dokument mit vorbereitenden Aufgaben. Ich wusste schon, dass ich das zeitlich niemals schaffen würde, durchzuarbeiten. Selbst wenn ich Chemie echt echt gerne mag und mir die Aufgaben der ersten Runde auch Spaß gemacht haben, hatte ich keine Lust mich in irgendeiner Weise mit der Vorbereitung auf die Klausur am 2. Dezember zu beschäftigen. Ich war der Meinung, dass ich ja noch Zeit habe, weswegen ich in den Herbstferien nichts gemacht habe. Nur am 14. Oktober war ein erstes Online-Training für die zweite Runde, wieder mit Herrn Professor Schlücker. Dort haben wir „Hausaufgaben“ bekommen, welche aus drei ausgewählten Aufgaben des langen PDF-Dokuments bestanden. Zusätzlich haben wir einzelne Kapitel aus Chemiebüchern oder sogar ganze Bücher als PDF-Dokumente erhalten, wovon wir einzelne Seiten durcharbeiten sollten. Das sollte bis zum 25. November geschehen, denn dort war ein zweites Online-Training. Die Aufgaben habe ich aber alle nach hinten geschoben und mich lieber mit meinen normalen Klausuren und Hausaufgaben beschäftigt. Nebenbei blieb auch keine Zeit mehr für die Klausurvorbereitung der IChO-Klausur. Tatsächlich habe ich erst drei Tage vor der nächsten Konferenz am 25. November angefangen, mir das ganze Material mal anzugucken. Beim ersten Lesen der Inhalte war ich echt überfordert und hatte das Gefühl, wieder nur Bruchstücke zu verstehen (wie bei den Seminaren in Bonn). Am schwierigsten ist mir die anorganische Chemie gefallen, am leichtesten die organische Chemie. Daraufhin habe ich Frau Westhäuser einiges gefragt, weil ich das trotzdem unbedingt verstehen wollte. Die zweite Videokonferenz musste ich leider während der Kursfahrt mit dem Französischkurs in Straßburg hören. Daher habe ich nicht allem folgen können, was natürlich schade war, da dort noch einmal für die Klausur relevante Inhalte vereinfacht besprochen wurden. Am Abend vor der Klausur habe ich noch einmal alle Materialien durchgelesen, in der Hoffnung, dass ich mir möglichst viel bis zum nächsten Tag merken konnte.

Die Klausur habe ich dann am Freitag in den ersten drei Stunden geschrieben (die Klausurlänge beträgt 180 Minuten). Als Frau Westhäuser morgens kam, um mir schnell die Klausur vorbei zu bringen, dachte ich, sie hat Kopien für die Klasse in der Hand, in der sie jetzt Unterricht hat, aber die 32 Seiten waren alle für mich… Ich habe mich zum Glück aber nicht unter Druck setzen lassen und dachte mir einfach, dass ich es so gut es geht löse, entweder es reicht für die nächste Runde oder eben nicht. Ich war schon mehr als glücklich überhaupt in die zweite Runde gekommen zu sein, selbst wenn es natürlich toll wäre, noch einmal weiter zu kommen. Ich hab dann jedenfalls angefangen, nachdem ich versichert habe, nicht zu spicken, weil nicht durchgehend eine Aufsicht da war. Die erste Seite war eine Ankreuzaufgabe. Da man kein Punktabzug bekommt, habe ich bei Fragen, die ich nicht beantworten konnte, geraten, vielleicht ist es ja richtig. Die Klausur war auch nicht nur über die drei schwerpunktmäßigen Themen, sondern beinhaltete ebenfalls andere Bereiche. Daher konnte ich einiges auch so lösen. Die Aufgaben zur organischen Chemie, die mir beim Lernen am leichtesten gefallen sind, waren für mich in der Klausur komischerweise am schwersten. Die Aufgaben der physikalischen Chemie hingegen, haben relativ gut geklappt. Ich habe es zeitlich tatsächlich sogar geschafft, alles einmal durchzulesen, aber eben nicht zu bearbeiten. Alles, was ich nicht wusste, habe ich übersprungen, um keine Zeit zu verlieren. Wahrscheinlich hätte ich durch mehr lernen auch mehr hinschreiben können…

Jetzt bin ich mal gespannt, was das Ergebnis ist. Diese Klausur wird nicht mehr von Frau Westhäuser, sondern von jemand externem korrigiert. Die 60 besten Schüler aus ganz Deutschland werden in die nächste Runde kommen, was ungefähr jeder achte bis zehnte ist. Es kommt also nicht mehr darauf an, eine bestimmte Punktzahl zu erreichen, sondern darauf, auf der Rangliste möglichst weit oben zu stehen. Mal sehen, wann ich das Ergebnis bekomme.

Ich kann eine Teilnahme jedem empfehlen, dem Chemie Spaß macht und der noch tiefgründiger wissen möchte, was auf Teilchenebene passiert und vor allem, wo die Chemie überall eine Rolle spielt. Bei einer Teilnahme vor der Einführungsphase könnte ich mir aber vorstellen, dass es fast schon zu schwer ist, da die Aufgaben echt anspruchsvoll sind. Wenn ihr nicht wie ich von euern Chemielehrern gefragt werdet, ob ihr interessiert seid, könnt ihr diese ja auch ansprechen und fragen, ob sie glauben, dass ihr für eine Teilnahme geeignet seid. Mein Verständnis für Chemie wurde enorm verbessert, da ich durch die Auseinandersetzung mit den Materialien gelernt habe, wie ich mit komplett neuem und von schulischem Stoff entfernten Inhalt umgehen kann und ich mir jetzt verhältnismäßig leichte Dinge noch einmal schneller erschließen und merken kann. Meine Begeisterung für Chemie wurde also definitiv verstärkt, denn man kann mit Chemie was anfangen, weil das meiste gut vorstellbar und logisch ist, auch wenn ich das alles am Anfang noch für abgedreht gehalten habe. Also: Chemie ist echt cool und macht Spaß!!

Bild von Rachel Krummeich

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